Hallo, bin seit einer Woche von meiner Urlaubstour mit dem Cafe Racer zurück: 4.500 Kilometer durch Frankreich. Der CR lief völlig problemlos, ich hatte dagegen am Ende mit schmerzenden Händen (vom Abstützen) und verspannten Nackenmuskeln zu kämpfen :) In der ersten Woche kamen pro Tag rund 400 Kilometer Landstraße zusammen, in der zweiten Woche wurde es etwas ruhiger mit rund 300 Kilometern pro Tag.
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Gruß, Frank
Die Tour ging von Frankfurt per Autobahn bis Mulhouse, dann bis St. Hippolyte am Doubs. Am nächsten Tag den Doubs entlang, durchs Jura bis St. Claude und dann Richtung Westen. Das Ziel war, möglichst weit in den Westen zu fahren, weil wir den noch nicht kannten. Wir schafften es am dem Tag bis in die Nähe von Villefranche an der (dem?) Saone. Tag 3 führte uns zunächst Richtung Vichy, dann Richtung Süden in die Nähe von Issoire. Für die zum großen Teil sehr fragwürdigen Straßen entschädigte uns das Nachtquartier: B&B im Chateau de la Vernede in der Nähe von Varennes – wunderbar! Man logiert hochherrschaftlich, sitzt idyllisch unter alten Bäumen im Schlosspark, und die Wirtsleute sind ausgesprochen freundlich. Der Schlossherr renoviert in seiner Freizeit alte Jaguars und chauffiert seine Gäste auch schon mal ins nächste Restaurant (leider nur mit seinem Alltagsauto, einem Rover ;))
Am nächsten Morgen ging es nicht (!) nach Issoire zum Voxan-Werk, sondern auf die Suche nach einem neuen Hinterreifen. Denn ursprünglich wollte ich gar nicht mit der Voxan fahren, sondern mit der Multistrada. Bei hatte ich am Abend vor der Abreise allerdings einen O-Ring vermurkst, so dass sie Öl verlor. Die Reifensuche kostete einen halben Tag. Wenn jemand meinen sollte, dass man einen in Frankreich für ein französisches Motorrad einfach einen französischen Reifen bekommt, der irrt. Zwar waren alle angefahrenen Werkstätten sehr freundlich und hilfsbereit, aber keine hatte einen Pilot Power auf Lager. Erst in einem Vorort von Clermont-Ferrand wurden wir fündig.
Mit neuem Reifen ging es dann durch den Parc Regional des Volcans, endlich gute Straßen, eine wunderschöne Landschaft, kaum Verkehr – super.
Für die Routenplanung ist bei unseren Touren übrigens zu einem guten Teil immer die jeweilige Michelin-Karte verantwortlich. Wir schauen morgens, wo es am meisten grün markiertes Straßengeschlängel gibt, und dorthin fahren wir dann. Am Abend erreichten wir dann Argentat an der Dordogne, ein nettes mittelalterliches Städtchen, und fanden ein schönes Quartier direkt am Altstadt-Ufer.
Der Morgen von Tag 5 präsentierte sich dann grau, es sah verdammt nach Regen aus, der sich von Westen näherte. Diesmal entschied also nicht die Michelin-Karte, sondern der Wetterbericht – und der empfahl: Richtung Süd! Dummerweise hatte mein Kumpel Armin sein Handy im Chateau liegenlassen. Während er also über Nationalstraßen und Autobahn zurückflog, kurvte ich entspannter über Figeac nach Conques. Das Museumsstädtchen muss man sich wie Carcasonne in klein vorstellen. Es ist Weltkulturerbe und gehört zur Route des inzwischen ja äußerst populären Jakobsweg. Danach machte ich den Fehler, die vermeintlich kürzeste Strecke zu unserem Treffpunkt Entraygues am Zusammenfluss von Lot und Truyere zu nehmen. Das ging über kleinste, buckelige Sträßchen, die nun wirklich nicht das Revier des Cafe Racers sind.
Je weiter es nach Süden ging, desto wärmer wurde es. Bei locker über 30 Grad wird es im schwarzen Leder echt mollig. Und auch der Cafe Racer heizte kräftig ein. Im Stadtverkehr gibt es ordentlich warme Füße, der Ventilator muss dem Motor des öfteren Luft zu fächeln. Die Tagesfahrt endete völlig erschöpft in Lodeve, wo wir das Halbfinale Spanien-Russland in irgendeiner Bar sehen wollten. Das erwies sich aber als schwierig, weil die EM in Frankreich offenbar niemanden mehr interessierte und die Leute in Lodeve einen eher unfreundlichen Eindruck machten – bis wir irgendwann Eduard kennenlernten, einen pensionierten Katalanen, der in der Gegend regelmäßig den Sommer verbringt, während er sich im Winter in Paris oder Barcelona aufhält . Er nahm uns mit zu örtlichen Campingplatz, wo im angeschlossenen Restaurant das Spiel gezeigt wurde.
Die Hitze trieb uns wieder nach Norden, Richtung Cevennen. Fahrerisch war das leider keine so gute Idee. Wie in diesem Jahr so häufig, wurden auch dort viele Nebenstraßen unter Einsatz von viel Rollsplit ausgebessert oder befanden sich in erbärmlichen Zustand. Über le Vigan und Meyrueis ging es bis Florac, wo wir zum ersten Mal Schwierigkeiten hatten, ein Quartier zu finden.
Wenn es also mit den Landstraßen nichts ist, dann vielleicht auf der Rennstrecke – dachten wir uns und machten uns auf den Weg nach Ales. Die Strecke aber fanden wir nicht, keine Schilder, und der befragte Tankwart schickte uns offenkundig auch nicht in die richtige Richtung. Zermürbt von der Hitze ließen wir Rennstrecke Rennstrecke sein und machten uns auf den Weg nach Arlempdes, dort, wo die Loire noch ganz jung ist und wir von einer früheren Tour ein nettes Landhotel kannten, direkt am Fuße des ersten Loire-Schlosses (das tatsächlich eine Burgruine ist). Dort hätten wir ruhig zwei Nächte bleiben sollen, denn der nächste Tag war ein Sonntag und somit hatten erstmals vergleichsweise viel (Ausflugs-)Verkehr rund um die Ardeche. Aber wir wollten nach Lamastre, zum fahrerischen Höhepunkt der Tour: Lamastre – Tournon und zurück, zweimal gefahren, und man braucht an dem Tag nichts anderes mehr. Es sei denn, Lamastre – Valence und zurück. Nicht ganz so gut, aber immer noch prima.
Am Abend übrigens einen Trupp netter Engländer kennengelernt haben, die uns bei Finale gucken unterstützt haben. Wahrscheinlich war das keine gute Idee, von wegen schlechtem (Fußball-)Karma ;) Die englische Weisheit, dass Fußball ein Spiel mit 22 Spielern ist und am Ende immer die Deutschen gewinnen, bewahrheitete sich ja diesmal nicht.
Durch das Rhone-Tal ging es am nächsten Tag in die Voralpen, Richtung Grenoble. Ziel war Villard de Lans, wo wir früher schon übernachtet hatten. Diesmal war die eingeplante Straße gesperrt, und Umleitungen in den Bergen können verdammt lang sein. Für den Tankinhalt der Voxan in diesem Falle zu lang. Mitten in einem Bergwald auf einer winzigen Straße tat der Cafe Racer noch einen Rülpser, dann war Schluss. Nach 250 Kilometern sollte man also spätestens an der Tanke sein. Zum Glück geht Armins Monster sparsamer mit dem Sprit um, so dass er mir eine Literflasche voll Super holen konnte.
Der Rest war Heimweg. Wider besseres Wissen rödelten wir über Landstraßen ab Grenoble Richtung Norden. Wenn wir ein Stückchen Autobahn genommen hätten, wären wir früher in den Vogesen gewesen. Denn als wir dort nach zwei Tagen eintrafen, begann der Regen. Also bei Mulhouse wieder auf die Autobahn und bis Karlsruhe, tja, „getaucht“, müsste man eigentlich sagen. „Im Regen gefahren“ wäre untertrieben. Am Ende war ich trotz guter Regenklamotten nass bis auf die Unterhose. Der Voxan hat es nichts ausgemacht, die war nur ziemlich dreckig.
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